99 Jahre Hörspiel in der Schweiz

Foto: Unternehmensarchiv SRF, Radiostudio Zürich

In diesem Blog möchte ich in kurzen Essays wichtige Hörspiel-Produktionen vorstellen. Nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern in der prägnanten Art des Blogging.

Ich lasse mich dabei von subjektiven Interessen leiten – und von den Fragen meiner Leserinnen und Leser, falls solche gestellt werden.

Wer sich in das Thema vertiefen möchte, findet auf meiner Homepage detaillierte Informationen, Links und Verzeichnisse, die weiterhelfen. Hier der Pfad dorthin:

Das Deutschschweizer Hörspiel 1925 – 1990

Autor: hoerspiel-ch

  • Burleske made in Switzerland

    1949 erhielt Max Frisch von Radiostudio Zürich den Auftrag, ein Exposé für ein Hörspiel einzureichen. Er bearbeitete darauf ein Kapitel aus seinem „Tagebuch 1946-49“, arbeitete den Entwurf aber nicht weiter aus. 1951/52 bereiste Frisch die USA und lieferte dem Schweizer Radio 14 exposé-artige Beiträge mit Tonaufnahmen. 1952 erhielt er vom Bayerischen Rundfunk ein Auftragsangebot für…

  • Monolog auf der «inneren Bühne»

    Ein integrales Hörspiel des inneren Monologs steht am Anfang der Hörspielgeschichte: „Agonie“ von Paul Camille (1924). Richard Schweizers „Napoleon auf St. Helena“ (1929) ist ein innerer Monolog, der durch Stimmen von Naturelementen unterbrochen wird. Ernst Bringolf, ein erfahrener Hörspielmacher, der viele Jahre in Berlin beim Radio gearbeitet hatte, inszenierte seinen Erstling „Ein Mensch allein“ 1937…

  • «Kilter- und Kühdreck-Anekdoten»

    1946 bearbeitet Ernst Balzli den Roman „Ueli der Knecht“ von Albert Bitzius alias Jeremias Gotthelf in 10 Folgen für das Radio. Darauf folgten „Ueli der Pächter“ (1947), „Anne Bäbi Jowäger“ (1948/49) und „Die Käserei in der Vehfreude“ (1950/51). 1953 begann eine heftige Debtte über die Angemessenheit solcher Literatur-Adaptionen für das Hörspiel. Der Philologe Walter Muschg…

  • PopHörspiel goes prominent

    Michael Stauffers „Radio till you drop“ (2006) ist ein medienkritisches Pophörspiel mit konventionellem Plot, das strukturell auf dem Prinzip des Sampling basiert. Es wird in Günter Rinkes Studie „Das Pophörspiel“ (2018) im Kapitel „Medienkritische Hörspiele“ ausführlich besprochen. Ulrich Bassenge konstatiert, dass das Pophörspiel als Gattung heute nicht mehr von Bedeutung sei und einer vergangenen Epoche…

  • Über den «Röschtigraben»

    Das Hörspiel «Eine Schweizer Hochzeit – un mariage Suisse» von Amélie Plume und Charles Lombard wurde 1997 mit dem Preis der Stiftung Radio Basel ausgezeichnet. Es kommt zum Schluss, dass die 1914 von Carl Spitteler beschworene nationale Identität trotz sprachlicher Disparität kein politisches Problem mehr ist. Heute beschäftigt uns vielmehr der Verhältnis der Schweiz zur…

  • «Bilderbuechstettli am See»

    1971 bearbeitete Gerold Späth ein ungedrucktes Kapitel seines Roman-Erstlings „Unschlecht“ als Hörspiel, das er 1978 in Mundart übertrug. „Heisse Sunntig“ ist ein idyllisches Panorama von Zeitgenossen von Rapperswil, dem „Bilderbuechstettli“ am Zürichsee. 1986 entstand das Hörspiel „Mein Besuch im Städtchen am See“, eine böse Satire zum selben Thema. Beiden Hörspielen liegt als Urform des Panoramaspiels…

  • Inhalt: AutorInnen und Titel

    Hier werden AutorInnen und Titel der behandelten Hörspiele in einer nach Autorennamen gegliederten Liste aufgeführt. Wenn man die Links anklickt, gelangt man zu den betreffenden Blog-Artikeln.

  • «Nordheld» auf Polarfahrt

    Paul Langs Pionier-Hörspiel „Nordheld Andrée“ wurde 1931 mit dem ersten Preis im ersten Schweizer Hörspiel-Wettbewerb ausgezeichnet. Es handelt von der gescheiterten Nodpol-Expedition des Schweden Salomon August Andrée von 1897 mit einem Gasballon. Lang gestaltet die Expedition als Heldentat im Sinne frontistisch-völkischen Gesinnung. Er was seit 1930 Mitglied der „Neuen Front“, einer mit dem italienischen Faschismus…

  • Phantastische Realität

    Jürg Amanns Kurzhörspiel „Der Sprung ins Wasser“ (1982) mit dem Untertitel „Partitur für eine Stimme und die Geräusche einer Stadt“ wurde von Walter Baumgartner und Franziskus Abgottspon für Radio DRS auf gegensätzliche Weise inszeniert. Es ist ein Repräsentant des Typus „Hörspiel der poetischen bzw. phantastischen Realität“. Inhaltlich ist das Kurzhörspiel – wie auch Amanns Dissertation…

  • Erste Hörspiele vom Zürcher Radio

    „Klopstocks Fahrt nach der Au“ von Richard Schweizer war die erste Produktion von Radio Zürich, die sich deutlich von den bisher ausgestrahlten „Sendespielen“ unterschied: ein Hörspiel im heutigen Sinn. Die Handlung spielt draussen auf dem Zürichsee und auf der Halbinsel Au. Die örtliche Veränderung und zeitliche Verkürzung machte eine Gliederung in Sequenzen notwendig, ähnlich wie…

  • Sprache als Musik

    „Bez beinebau“ ist ein Hörspiel von Beat Sterchi und Hermann Bohlen. Musik: Luca Aaron und Jul Dillier. Es konfrontiert Schweizerhochdeutsch und Berndeutsch mit asemantischer Kunstsprache und mit musikalischen Teilen verschiedener Art. Es ist ein heiteres Hörspiel zum Thema „Bedeutung von Sprache“.

  • Hörspielmacher Arthur Welti

    Arthur Welti (1901-61) war ein Hörspielmacher der frühen Jahre von Radiostudio Zürich. Er war Autor und Regisseur in Personalunion und entwickelte aus „bunten Monatssendungen“ das neue Format der Familien-Serie (family serial), das 1950 mit Schaggi Streulis „Polizischt Wäckerli“ einen Höhepunkt erreichte. Sein Hörspiel „Napoleon von Oberstrass“ (1938) ist ein Meilenstein in der Entwicklung des Deutschschweizer…

  • «Oberstrass, c’est la Suisse!»

    Arthur Weltis Hörspiel „Napoleon von Oberstrass“ (1938) ist eine historische Parabel, die sich auf damals ungewöhnlich differenzierte Art mit dem Thema „Geistige Landesverteidigung“ auseinandersetzt. Die eher fragwürdigen politischen Vorgänge in der kleinen Gemeinde Oberstrass um 1838 stehen symbolisch für die schweizerische Demokratie, deren Funktionieren auf allen Stufen demonstriert wird.

  • «Hochverkehrtes Tublikum»

    Walter Benjamin schrieb 1932 ein Hörspiel-Kasperlestück für den SWR und führte selbst Regie. 1974 wurde Jörg Schneiders Hörspiel „König Meier de Tuusigscht“ gesendet. Kasperle stirbt am Schluss als „lustige Person“, und mit ihm stirbt das Kasperletheater im Hörspiel-Programm.

  • «eine ärgerliche Geschichte»

    Friedrich Dürrenmatt sandte 1946 seinen ersten Hörspielversuch „Der Doppelgänger“ an Radiostudio Bern, das ihm eine Absage erteilte. Das selbstreferentielle Werk zeigt die Entstehung eines Hörspiels in der Zusammenarbeit eines Autors und eines Regisseurs. Das an Kafka erinnernde Spiel endet in der Aporie, was den Regisseur zur Verzweiflung treibt. Der Schriftsteller meint dazu ungerührt: „Damit müssen…

  • «Der Sender ist verrückt geworden!»

    64’40“ von Claude Salmony (2016) ist ein Hörspiel über das Hörspiel als Produkt des Mediums Radio. Sein Inhalt besteht im Scheitern der Produktion eines Hörspiels im Hörspiel.

  • «Das Verhör des Lukullus»

    Das Hörspiel „Lukullus“ von Sebastian Schwarz (2018) ist eine Art Remake von Bertolt Brechts „Verhör des Lukullus“. Ernst Bringolf hat dieses 1940 mitten im Krieg für das Programm von Radio Beromünster inszeniert und damit die Programm-Richtlinien verletzt.

  • Von der Theorie zur Praxis

    Richard Schweizer hat 1927 – 1929 die ersten originalen Hörspiele für Radio Zürich verfasst. Sie gestalten lokale kulturelle und weltgeschichtliche Themen. Danach wandte sich Schweizer vom Hörspiel ab und wurde berühmt als Drehbuch-Autor des Schweizer Films.

  • Projekte – Arbeitstitel

    Hier stelle ich ein paar Arbeitstitel für künftige Blog-Projekte vor. Die Seite wird laufend ergänzt.

  • «Der Fünflampenapparat»

    «Der Fünflampenapparat»

    Das Hörspiel „Der Fünflampenapparat“ von Paul Altheer (1926) spielt in der Stube einer Radiohörer-Familie. Der Vater ist frustriert über das Programm und zerstört am Schluss den Radio-Apparat.